Fünf Fragen an Patrick Unger (2)

Patrick Unger erlebte als Trainer des BC Pharmaserv Marburg viele schöne Momente. Foto: Christoph Luchs

Bilder von vielen schönen Momenten

Zum Abschied unseres Trainers hier die zweite Folge von „Fünf Fragen an BC-Trainer Patrick Unger“. Die Letzte.

Du hast mir am 11. Dezember für eine Spielvorschau gesagt: „Die Mannschaft gibt 120 Prozent. Wenn wir aus dem Gelernten Kapital schlagen können, werden wir die wichtigen Spiele gewinnen. Welche das auch immer dann sein werden.“ Was sagst du jetzt?
Patrick: Haben wir auch getan. Wir haben die drei Spiele im neuen Jahr gegen Halle und Saarlouis gewonnen. In unserer Situation – mit den ganzen Verletzungen, den Abgängen und Zugänge – war es nicht immer ganz einfach, plus: Wir mussten die Moral hochhalten.

Das letzte Spiel gegen Göttingen war auch wichtig. Dann hättet ihr es – ohne Corona – in die Playoffs schaffen können…
Patrick: Klar, das wäre definitiv auch wichtig gewesen. Aber nach dem Klassenerhalt war es auch taff, mental den Hebel nochmal umzulegen. Das war eine bitter Pille, die wie alle schlucken mussten. Aber es gab in der Saison viele positive Momente. Ich erinnere mich daran, wie ich den Leuten auf der Bank gesagt hab: Was Joey auch immer heute gegessen und getrunken hat, sie soll das weiter nehmen – weil sie an dem Tag so gut war. Auch wie Bake sich in den letzten Spielen selbst aus einem Loch geholt und was sie für eine übermäßige Performance abgeliefet hat, war schon toll.

Wie sieht dein Fazit deiner Zeit als BC-Trainer aus?
Patrick: Ein Fan hat mir vor Kurzem ein Bilderbuch geschenkt. Da hab ich eben erst noch reingeschaut. Es gab so viele schöne Momente. Allein aus meiner ersten vollen Saison 2013/14. Als wir das erste Mal beim Pokal-Top-Four waren, wurde mir erst bewusst, was das bedeutet. Es bleiben auch viele Begegnungen mit den Leuten, mit denen ich zusammenarbeiten durfte, auf dem Feld und daneben. Mit einigen hatte ich mehr Themen als nur Basketball. Und mit einigen von früher habe ich immer noch noch Kontakt, und es sind Freundschaften entstanden.

Also überwiegt das Positive?
Patrick: Klar. Wenn ich bedenke, wie ich hier als totales Greenhorn angefangen habe… Es ist nur schade, dass es uns in der ganzen Zeit nicht gelungen ist, einen Titel zu holen. Und ich frage mich, was gewesen wäre, wenn alle Mannschaften in der Liga nach den gleich Regeln gespielt hätten. Dann wäre vielleicht letztes Jahr für uns mehr drin gewesen. Und dieses Jahr wäre es das ohne die ganzen Verletzungen sicher auch.

Was wirst du am meisten vermissen – und was am wenigsten?
Patrick: Am meisten die Leute natürlich. Und die Stimmung in der Halle, wenn’s richtig abging. Auch die Anspannung vor großen Spielen, wie Playoffs gegen Keltern oder Pokalspiele. Auch die Auswärtsfahrten, wenn unsere Fans für uns Heimspielstimmung gemacht haben. Am wenigsten werde ich die Anzeigetafel in der GGH vermissen. Mit der haben wir so oft Probleme gehabt. Aber jetzt freue ich mich auf meine neue Aufgabe. Und ich freue mich darauf, Spiele des BC aus der Sicht als Zuschauer zu sehen, ich wohne ja weiterhin in Marburg.

Dann will ich noch einen Dank loswerden: Besonders an meine Familie. Jenny und die Kids haben viel zurückgesteckt und waren die ganzen Jahre über immer mein Rückhalt, auch in schwierigen Zeiten, wie in dieser Saison. Meine Eltern haben mich immer unterstützt und standen vor meinem ersten Bundesligaspiel überraschend vor der Tür. Meine Schwiegereltern haben uns unter anderem in der Kinderbetreuung unterstützt. Dank an die Spielerinnen, mit denen ich über die Jahre zusammenarbeiten durfte. An die Fans, die immer hinter mir standen, gerade nach dem schwierigen Anfang. An alle, die sonst noch mitwirken: Helfer, Aufbau-Team, Leuten, die sich ums Kampfgericht kümmern und so weiter. Danke auch an den Vorstand, der damals ein hohes Risiko eingegangen ist, mich zum Trainer zu machen. Und für die ihre Arbeit, die es möglich macht, dass wir überhaupt spielen konnten. Ich bin dankbar, dass ich die Chance hatte, mich als Trainer weiterzuentwickeln zu dem, der ich heute bin. Ich wünsche euch allen Gesundheit, und dem BC viel Erfolg.

(von Marcus Richter)