Sechs Laudatios auf Finja

Weggefährten von Finja Schaake besprechen den Weggang unserer Rekordspielerin nach elf Spielzeiten.

 

Foto: Laackman/PSL

Oliver Pohland

(BC-Präsident)

„Ich glaube, dass ich ausnahmsweise nicht nur für den BC, sondern auch für alle Fans und Unterstützer unseres Bundesligateams sprechen kann, wenn ich sage, dass mit dem Weggang von Finja Schaake das Gesicht des BC den Verein verlässt. Sie ist unsere bekannteste Spielerin, sie war Anker und Säule ihres Teams und das betraf nicht nur ihre sportliche, sondern auch ihre menschliche und soziale Kompetenz. Finja hat sich in dieser Eigenschaft nie nach vorne gedrängt, war für mich aber auch eine wichtige Ansprechpartnerin, wenn es mal um interne Aspekte ging.

Ich selbst kann mir heute die Blue Dolphins ohne Finja noch gar nicht vorstellen. Noch weniger kann ich mir vorstellen, dass sie eines Tages in einer gegnerischen Mannschaft auflaufen wird. Das aber berufliche Perspektiven, die zu dieser Entscheidung geführt haben, absolute Priorität haben, muss jeder verstehen.

Am Ende kann man aber schon heute feststellen, das mit dem Weggang von Finja und auch unseres ehemaligen Headcoaches Patrick Unger eine ganz wesentliche Veränderung des Bundesligateams einhergeht. Beiden zum gegebenen Zeitpunkt den offiziellen Abschied zu geben, den sie verdient haben, bleibt das Ziel des Vorstandes.“

 

Foto: Laackman/PSL

Patrick Unger

(BC-Headcoach 2013-20, Bundestrainer 2018-20)

„Fun Fact: Mit Finja war ich schon mal Deutscher Meister: Das war 2011. Ich war gerade neu in Marburg und als Assistenztrainer meiner heutigen Frau Jenny, die damals die U19 des TSV Grünberg betreute, beim Final-Four. Noch ein Fun Fact: Im Finale haben wir gegen Halle mit Laura Masek gewonnen.

Finja und ich kennen uns also schon ziemlich lange. Wir haben früh eine Bindung aufgebaut und schon lange ein sehr freundschaftliches und offenes Verhältnis zueinander. Wir haben viel zusammen erlebt. Von einer Spielerin mit ein paar Minuten ist sie zu einer Führungsspielerin geworden, auch wenn sie diese Rolle nicht so gern hat. Es ist schön zu sehen, wie sie als Spielerin gewachsen ist.

Sie hat nach Rückschlägen immer wieder hart gearbeitet, zum Beispiel an ihrer Defense, und ist so in die Nationalmannschaft zurückgekommen. Wir beide sind gemeinsam basketballerisch gereift. Und trotz unserer Freundschaft wollte sie immer, dass ich mit ihr hart ins Gericht gehe, sie konnte das gut trennen. Finja ist eine Identifikationsfigur im Marburger und Grünberger Basketball und hat immer Kontakt zu den Jugendspielerinnen gehalten.“

 

Foto: Laackman/PSL

Frank Arnold

(BC-Co-Trainer 2005-13, 2019/20)

„Es war spannend, Finjas Entwicklung über so eine lange Zeit zu begleiten, sowohl als Sportlerin als auch als Persönlichkeit. Von einer Jugendspielerin, die neu ins Team kam, bis zu einer Führungsspielerin und bis in die Nationalmannschaft. Sie hat über Jahre eine konstante und gute Leistung gebracht, man konnte sich immer auf sie verlassen. Aber es ist auch wichtig, irgendwann mal was Neues zu machen. Eine ihrer Qualitäten ist der sehr gute Umgang mit den Leuten, dadurch wird sie in jedes Team gut reinpassen.“

 

Foto: Laackman / PSL

Lisa Kiefer

(aktuelle BC-Bundesliga-Spielerin, vor drei Jahren U15-Spielerin unter Co-Trainerin Finja)

„Wir haben uns damals alle sehr darüber gefreut, als wir erfahren haben, dass Finja unsere Co-Trainerin wird. Viele von uns kennen sie schon, seitdem wir beim BC angefangen haben. Als langjährige Bundesliga-Spielerin ist sie natürlich auch ein großes Vorbild. Ich war daher auch sehr aufgeregt.

Anfangs hatte ich ein bisschen Angst, irgendwelche dummen Fehler zu machen. Man wollte sich ja vor einer Bundesliga-Spielerin nicht blamieren. Aber das hat sich schnell gelegt, Finja hat uns immer weiter motiviert und auch viele Tipps gegeben. Ich weiß noch, einmal wurde ich richtig von Mo, unserem damaligen Headcoach, ausgeschimpft, und ich war richtig deprimiert, da kam Finja und meinte: ,Sch*** drauf, weiter geht’sʻ.

Sie war ein cooler Coach, und das Training hat immer viel Spaß gemacht. Das war nicht anders, als ich mit ihr zusammen trainiert habe. Und dann mit ihr zusammen noch auf dem Parkett zu stehen, wovon man früher immer geträumt hat… Das war echt ein besonderes Gefühl.“

 

Volker ElmshäuserVolker Elmshäuser

(seit Gründung des Blue-Dolphins-Fanclub 2009 dessen Vorsitzender)

„Finja war seit fast elf Jahren beim BC, eine Bank in unserem Team. Trotz Höhen und Tiefen war sie immer zur Stelle, nicht nur wenn sie gebraucht wurde. Für die Fans geht eine sehr beliebte Spielerin, die wir nur ungern ziehen lassen. Wir erinnern uns uns an sehr viele schöne Spiele und sehr schöne Würfe.

Ihr Dreier mit dem einmaligem Gesichtsausdruck wird für uns immer ihr Markenzeichen bleiben. Der Blue Dolphins Fanclub Marburg wünscht Finja auf ihrem sportlichen, beruflichen und privatem Lebensweg alles Gute. Wir sehen uns ganz sicher wieder.“

 

Foto: Melanie Weiershäuser

Aleksandra Heuser (Kojic)

(BC-Headcoach 2005-13)

„Mit ihren 17 Jahren war Finja damals das Küken in der unserer Mannschaft. In der 2. Liga in Grünberg war sie schon eine tolle Spielerin, aber dann kam sie zu einer Spitzenmannschaft in der 1. Liga, und das war für sie eine ganz neue Basketballwelt. Aber sie konnte sich selbst gut einschätzen und wusste sich einzureihen. Sie hat nie Ansprüche gestellt. Finja war damals ein tolles Mädchen, und ist jetzt eine tolle Frau.

Ihre Zuverlässigkeit und ihr Ehrgeiz sind absolut bewundernswert. Sie ist eine wirklich harte Arbeiterin, an der sich junge Spielerinnen ein Vorbild nehmen können. Ich habe ihre ganze Karriere bis hierher verfolgt. Es freut mich, dass aus der kleinen, schüchternen Finja eine so tolle Spielerinnen geworden ist, die auch die Nationalmannschaft bereichert. Sie hat lange Zeit den Marburger Basketball getragen und ist dort zu einer Institution geworden. Sie ist vorbildlich in jeder Beziehung. Ich schätze sie wirklich sehr.

Es ist schade, dass für Spielerinnen in Deutschland der Basketball nicht an erster Stelle stehen, weil man nicht davon leben kann. Aber es freut mich für Finja, dass sie jetzt beruflich diesen Schritt vorankommt.

Ich teile mir mit Finjas Mutter in Grünberg an der Theo-Koch-Schule ein Büro. Von daher hab ich all die Jahre immer Kontakt mit ihr gehalten, und wir werden uns weiterhin über den Weg laufen, wenn sie mal wieder in der Heimat ist.“

 

(von Marcus Richter)