Heimniederlage gegen Chemnitz

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Die Gäste aus Chemnitz jubelten über ihren Sieg. Einziger Trost für die Marburger: Es waren auch Ex-BC-Spielerinnen darunter: Lisa Koop (links) und Tina Menz (rechts). (Foto: Peter Voeth)

Die Handbremse klemmt


Planet-Cards-DBBL: BC Pharmaserv Marburg – Chemcats Chemnitz 56:65.

Nächster Dämpfer für Marburgs Erstliga-Basketballerinnen. Zum dritten Mal in Serie musste sich der Tabellenfünfte geschlagen geben. Nach zwei Top-Vier-Teams, erwies sich nun der Vorletzte als Stolperstein.

Das war’s dann mit wohl dem Heimvorteil im Viertelfinale. Bei halbwegs normalem Verlauf der letzten drei Spieltage wird das Pharmaserv-Team bestenfalls vom fünften Rang in die Playoffs starten. Schlechter als Platz sechs wird’s aber auf keinen Fall.

Freudenschreie, Jubeltänze, Umarmungen. Die meisten in der Halle gönnten den ehemaligen BC-Spielerinnen, die jetzt in Diensten der Chemcats stehen, ihren wichtigen Sieg im Abstiegskampf. Doch musste das unbedingt in Marburg sein? Die Chemnitzerinnen um Lisa Koop und die stärkste Akteurin der Partie, Tina Menz, haben sich den Erfolg jedenfalls verdient. Sie standen als Tabellenvorletzter mit dem Rücken zur Wand und gaben niemals auf. Das hatte ihre Trainerin Amanda Davidson im Vorfeld angekündigt. In manchen Situationen hatte die Mannschaft um das Ex-BC-Trio auch das nötige Glück.

Die Marburgerinnen wollten auch, zeigten neben unermüdlichem Einsatz auch tolle Ballstafetten. 15 direkte Korbvorlagen, gegenüber nur 7 der Gäste, sprechen für die Spielfreude des Tabellenfünften. Aber irgendwie war ab Mitte des zweiten Viertels offensiv der Wurm drin. Es wirkte, als spielten die Gastgeberinnen mit angezogener Handbremse.

Mit 8:2 hatte der BC einen verheißungsvollen Start hingelegt. Die Verteidigung arbeitete gut, gab den Chemcats kaum Raum zur Entfaltung. Selbst das zwischenzeitliche 8:11 schockte die Hessinnen nicht. Sie legten vor der ersten Pause einen 12:0-Lauf hin, und erhöhten kurz darauf auf 22:11. Alles wunderbar.

Chemnitz schraubte ein wenig an den Rädchen in der Defense. Dann schlichen sich bei Marburg erste Abschlussschwächen ein. Und dass Pässe durch den Gegner hindurch nur selten ankommen, hatten die Marburgerinnen im Eifer des Gefechts vergessen. Eine 17:2-Serie brachte den Gästen das 30:28, das Julia Köppl für den BC kurz vor der Halbzeitsirene egalisierte.

Als Katlyn Yohn mit zwei Dreiern das 34:40 ausglich (28.), schien Marburg auf dem richtigen Weg.  Doch es sollte der letzte Gleichstand sein. Nach einer Auszeit antworteten die Gäste mit zwei Dreiern, gingen mit 48:43 in den Schlussdurchgang.

Das fünfte Foul gegen Marburgs Kapitänin Birte Thimm (37.) kam recht ungelegen. Chemnitz erhöhte auf 55:48. Die Verteidigung hielt den BC im Spiel und Finja Schaake sorgte mit sechs Punkten nach teils tollen Anspielen für das 56:59. 47 Sekunden waren da noch zu spielen. Doch Chemnitz traf die ihnen taktisch zugestandenen Freiwürfe. Und das Pharmaserv-Team fand in der Kürze der Zeit kein Mittel mehr.

Am kommenden Wochenende macht die Liga Pause, denn die Nationalmannschaft betreitet am Samstag (in Nördlingen gegen Luxemburg) und dem folgenden Mittwoch (in Wasserburg gegen Serbien) die nächsten EM-Qualifikationsspiele. Vom BC dabei: Svenja Greunke und Birte Thimm. In zwei Wochen beginnen die letzten drei Spieltage der Bundesliga-Hauptrunde für die Lahnstädterinnen beim ungeschlagenen Titelverteidiger TSV Wasserburg.


Patrick Unger (Trainer Marburg):

„Wir haben uns heute selbst geschlagen, waren zu statisch, statt agil. Wir wussten, dass es ein hartes Spiel wird. Die Defense war okay. Aber wir hatten Angst zu scoren und das schon am zweiten Spieltag hintereinander. Ich weiß nicht warum. Das Spiel gibt die Trainingswoche wieder. Ich hatte da schon so was befürchtet. Es sind alle gesund, es gibt keine Ausrede. Wenn du gewinnen willst, musst du die Korbleger reinmachen, wie auch in Herne. Wir müssen die Länderspiel-Pause nutzen, um wieder Schwung aufzunehmen. Nächstes Wochenende hat die Mannschaft von Freitag bis Sonntag frei. Ab Montag bereiten wir uns dann auf Wasserburg vor. Das ist ein dankbares Spiel. Da haben wir nichts zu verlieren. Allerdings fehlen uns in den Nationalspielerinnen Svenja Greunke und Birte Thimm in der Vorbereitung zwei unserer vier Großen. Das wird schwierig.“

Birte Thimm (Kapitänin Marburg):
„Bei uns ist das Selbstvertrauen nicht mehr da. Hier ein verpasster Lay-up, da eine falsche Entscheidung. So eine Verkettung von Ereignissen haut uns derzeit um – anders als noch vor Weihnachten. Das Herne-Spiel hat uns einen Knacks mitgegeben. Jede macht einen Schritt zurück und fängt an nachzudenken. So eine mentale Geschichte kann man nicht so einfach ändern wie eine Taktik in der Defense. In der Halbzeit waren wir noch guter Dinge. Aber dann war es ein schleichender Prozess und wir haben gemerkt: Das Spiel gleitet uns aus den Händen. Du sitzt auf der Bank und siehst genau, was wir besser machen können. Und dann kommst du rein und es klappt einfach nichts. Die Nationalmannschaftspause kommt uns gelegen, für die einen, um sich körperlich zu erholen, bei unserer intensiven Spielweise. Noch wichtiger ist die Pause aber für den Kopf.“

Amanda Davidson (Trainerin Chemnitz):
„Wir brauchten diesen Sieg für den Klassenerhalt und noch mehr für unser Selbstvertrauen. Wir haben in der Verteidigung viel variiert und zu den vorigen Spielen einen großen Schritt gemacht. Durch gute Defense-Aktionen haben wir uns viele Punkte erarbeitet. Anders als in vorigen Spielen haben wir heute als Mannschaft zusammengehalten und auch nach dem schlechten ersten Viertel nicht die Köpfe hängenlassen. Nach der Liga-Pause haben wir in Osnabrück das nächste schwere Spiel. Bis dahin können wir uns ein bisschen erholen und noch mehr als Mannschaft zusammenwachsen.“


Fun Fact:
Finja Schaake holt mit 160 Bundesliga-Spielen in der ewigen Team-Rangliste Sandra Weber auf Platz 9 ein.

Fail Facts: Erste Heimniederlage gegen Chemnitz seit dem 20. Oktober 2007 (5 Siege). Das war damals das erste BC-Pflichtspiel für Amanda Davidson, der heutigen Chemnitzer Trainerin. – Marburg warf 14 Mal öfter aus dem Feld auf den Korb als Chemnitz, traf aber nur zwei Mal mehr.


Statistik

Viertel: 20:11, 10:19, 13:18, 13:17.
Marburg: Baker 10 Punkte / 1 Dreier (5 Rebounds), Benet 3/1 (3 Assists), Gaudermann 4, Greunke 3 (6 Reb., 3 Ass.), Köppl 4 (3 Ass.), Lee 4 (6 Reb.), Rodefeld, Schaake 14, Thimm 4 (8 Reb.), Yohn 10/2.
Feldwürfe 35 Prozent (22/63), Freiw. 67 Prozent (8/12), Reb. 34 (def. 23), Turnovers 17, Ass. 15, Steals 8, Blocks 1, Fouls 23.
Chemnitz: Allen, Bejtic 7/1, Böhmke (n.e.), Borchers (n.e.), Buck 14/1 (9 Reb.), Gröning (n.e.), Halasz 11 (5 Reb.), Kluge (n.e.), Koop 10 (5 Reb.), Le Mar 6/2, Menz 17/1 (5 Reb.), Peroche.
Feldw. 41 Prozent (20/49), Freiw. 80 Prozent (20/25), Reb. 35 (d. 29), TO 17, Ass. 7, St. 9, Bl. 2, F. 18.
Schiedsrichter: Freiwald, Schneider. Zuschauer: 550.

(von Marcus Richter)

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