
In ihren vier Jahren in Marburg erreichte Katie Yohn jedes Mal das Playoff-Halbfinale. Foto: Christoph Luchs
Fünf Fragen an Katie Yohn
Nach fünf Jahren in Deutschland, davon vier in Marburg, die letzten drei als Kapitänin, beendet Katie Yohn ihre Karriere in Australien. In der State Basketball League in Perth spielt sie ab sofort für die Kalamunda Eastern Suns.
„Witzig ist, dass ich dort mit Jennie Rintala zusammenspiele. Sie war schon in meinem ersten Profi-Jahr bei den Rhein-Main Baskets meine Mannschaftskolleginnen, und jetzt bei meiner letzten Station nochmal“, sagt die 28-Jährige. Die Hauptrunde läuft bis Mitte Juli, vielleicht folgen für Katies neues Team dann noch Playoffs.
Danach will sie zurück nach Chicago gehen. Dort will Katie Zeit mit Familie und Freunden verbringen und Dinge machen, für die sie in den vergangenen fast zehn Jahren wegen des Basketballs keine Zeit hatte. Reisen zum Beispiel. Beruflich plant sie, dann im medizinisch-technischen Bereich zu arbeiten.
Mit welchen Erwartungen bist du damals aus den USA nach Deutschland gekommen?
Katie: Ich wusste gar nicht, was ich erwarten sollte. Als ich nach Deutschland zu Rhein-Main kam, hatten wir gleich ein Pokalspiel. Ich hatte keine Ahnung, worum es da ging. Wir haben gewonnen und standen im Top-Four. Was das ist, wusste ich auch nicht. Dann bin ich nach Marburg gekommen. Ich wusste nur: Cool, die haben ein Schloss. Ein Unterschied zum College ist: Dort ist alles viel reglementierter. Da kann man nicht einfach den Coach anrufen, wenn man ihn sprechen will. Nach dem Spiel mal ein Bier zu trinken, ist dort undenkbar. Hier ist alles entspannter, auch wenn man natürlich konzentriert arbeitet. Ich habe es genossen, hier Basketball zu spielen.
Wie schätzt du deine fünf Saisons in Deutschland sportlich ein?
Katie: Die halbe Saison bei Rhein-Main hat Spaß gemacht. Wir hatten viele Verletzte und wollten nur den Klassenerhalt schaffen. Das haben wir dann in Marburg gemacht. Im Top-Four hatten das Glück, im Halbfinale auf einen Zweitligisten zu treffen. Im Finale hat uns Wasserburg auseinandergenommen, aber wir hatten Silber. Schon ironisch, dass das meine beste Platzierung geblieben ist, wo ich nur so kurz dabei war. In Marburg haben wir für die drei Bronzemedaillen jeweils das ganze Jahr hart gearbeitet. Es ist schon unglaublich, was hier auf die Beine gestellt wird. Wir können mit Wasserburg, Herne und Keltern mithalten, die sich während der Saison neue Import-Spielerinnen leisten können. Das sagt auch was über die Fähigkeiten unserer Trainer aus.
Und wie war deine letzte Saison in Marburg?
Katie: In der Hinrunde haben uns viele unterschätzt. Zwei junge Spielerinnen hatten zwei erfahrene ersetzt. Wir wussten selbst nicht, wo wir stehen, haben aber hart gekämpft und hatten hier und da ein bisschen Glück, zum Beispiel gegen Nördlingen. Dass wir dann Verletzungspech mit Paige, Alex Wilke und jetzt noch Marie hatten, war echt hart. Wir sind ein Team, das von seiner große Rotation abgängig ist. Dass wir im Pokal Bronze geholt haben, ist toll. Aber es ist ärgerlich, dass wir das Halbfinale nach schlechtem Start so knapp verloren haben. Ähnlich wie jetzt gegen Wasserburg. Aber es ist schon unglaublich, wie wir da aufgeholt haben. Wir sind eben alles Kämpferinnen.
Du hast in deiner Marburger Zeit so viele Rekorde aufgestellt. Wie denkst du darüber?
Katie: Ich mache mir nicht so viel aus Statistiken. Aber meine Familie und Freunde haben das alles verfolgt. Sie wissen, wie hart ich für den Basketball arbeite und sind deshalb stolz auf mich, wenn ich gute Statistiken habe. Und natürlich mache ich meine Familie und Freunde gerne stolz und glücklich.
Was wird dir aus der Zeit hier besonders in Erinnerung bleiben?
Katie: Als Mali Sola ihren zweiten Kreuzbandriss hatte. Das war das schlimmste Erlebnis. Eins der Schönsten war vor zwei Jahren der Sieg im zweiten Playoff-Halbfinale gegen Keltern. Auch das Pharmaserv-Spiel, als wir in den grünen Trikots gespielt haben: Da hat Finja Sekunden vor Schluss durch einen Linkskorbleger mit Foul das Spiel gewonnen. In dieser Saison war die 11:0-Bilanz nach der Hinrunde etwas Besonderes. Vermissen werde ich die Autobahn. Dass hier sonntags alle frei haben und man sich entspannen und Freunde treffen kann. Und natürlich die Leute hier. Vielen Dank nochmal an die Fans.
Statistiken:
Spiele: 137 (Bundesliga 112, Pokal 13, CEWL 12)
Punkte: 1756 (Bundesliga 1435, Pokal 180, CEWL 141), Bestleistung Saison: 482, Spiel: 28
Dreier: 346* (Bundesliga 282*, Pokal 31, CEWL 33), Bestleistung Saison: 95, Spiel: 8
* Platz 2 in der Team-Historie
Punkte pro Spiel: 12,82 (BL: 12,81; P: 13,85; C: 11,75), Bestleistung: 14,18
Dreier pro Spiel: 2,53 (BL: 2,52; P: 2,38; C: 2,75), Bestleistung: 2,79
Liga-Beste in Dreiern (Hauptrunde und komplette Saison): 2016, 2017, 2019
Liga-Rekord in Dreiern, komplette Saison: 2016 (80)
Liga-Rekord (geteilt) in Dreiern, Hauptrunde: 2017 (63)
Meiste Dreier in der Liga während ihrer 5 Jahre in Deutschland (307)
Team-Rekorde in meiste…
… Dreier in einem Spiel (8)
… – in der Playoffs-Karriere (59)
… – in der Europapokal-Karriere (33)
… – in einer Saison (alle Spiele, 95)
… – pro Spiel (Bundesliga, Hauptrunde, Playoffs, CEWL, alle Spiele)
… Spiele mit 4 oder mehr Dreiern (38, davon 3x 7, 1x 8)
… Punkte in der Europapokal-Karriere (141)
Nur zwei Import-Spielerinnen spielten länger als Katie ununterbrochen für Marburg (Amanda Davidson: 6 Jahre, Tonisha Baker: 5 Jahre).
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(von Marcus Richter)