Mit Wassereis und guter Stimmung
Seit rund zwei Wochen bereitet sich die Mannschaft des BC Pharmaserv Marburg auf die Saison 2024/25 in der Toyota 1. Damen Basketball Bundesliga vor. Es wird die 33. eines Marburger Teams im Oberhaus des deutschen Damen-Basketballs in Folge. Wenn auch nur durch die Hintertür des Wildcard-Verfahrens.
Nach dem sportlichen Abstieg durfte das Pharmaserv-Team – wie der Tabellenletzte Leverkusen, drinbleiben, weil die beiden aufstiegsberechtigten Zweitligisten nicht hoch wollten. So etwas gab’s allerdings über die Jahre mehrfach, auch andere Traditionsvereine hatten schon mal dieses Glück.
Helfer-Team und Fanclub durften das neu zusammengestellte Team schon mal kennenlernen. Es folgte eine knappe Woche Trainingslager in Kienbaum. Das erste Testspiel am Freitag, 30. August, beim Vorjahresdritten (jetzt Syntainics) MBC in Halle ging mit 80:81 verloren. Punkte: Leidel 26, Jones 13, Allesch 11, Heide 10, Dziuba 7, Byvatov 5, Dunham 3, Adaszewska [Trainingskader] 2, Koleva 2, Kentzler 1, Jacob.
Patrick Unger: „Das war ein guter Abschluss der Trainingswoche in Kienbaum, die für uns alle physisch und mental intensiv und anstrengend war. Das Ergebnis war sekundär, wir wollten guten Basketball sehen, und das haben wir vor allem in einer Phase im dritten Viertel. Es war ein erster Schritt, darauf können wir aufbauen. Jetzt haben wir einen Tag frei und werden dann weiter hart arbeiten.“
Zur Saisonvorbereitung gibt’s hier ein Interview mit unserem Cheftrainer Patrick Unger.
Patti, wie war dein Sommer?
- Patrick Unger: Ich hatte das Handy die meiste Zeit aus, kein Social Media genutzt, dafür viel am Strand gelegen und viel entspannt mit Familie und Hund und habe viel Olympia geguckt. Es war schon ein geiler Sportsommer als Fan: die Fußball-EM, die Tour de France, die auch an unserem Urlaubsort vorbeikam, und dann Olympia. Was da im Basketball abging, war ein bisschen surreal. Ich habe mich total gefreut für die Mädels, mit denen ich teilweise ja [als Bundestrainer 2018 bis 2020] zusammengearbeitet habe. Aber es war ein langer Sommer, und es wurde Zeit, dass es hier wieder losgeht.
Und vor dem Urlaub?
- Patrick Unger: Nach unserem Saisonende hatten wir nur drei bis vier Wochen zur Analyse. Dann haben wir Spielerinnen gescoutet. Ich habe auch viel Jugend-Einzeltraining geleitet. Und wir haben strukturell im Verein einiges bewegt, es wird an vielen Schrauben gedreht. Vielleicht war der sportliche Abstieg ein Schlag zur rechten Zeit.
Nach der vorvergangen Saison, 2022/23, die wir auf Platz 9 (4:14 Siege) beendeten, hattest du gesagt: So eine Saison wollen wir nicht noch einmal spielen. Nun war die vergangene zumindest im Ergebnis mit dem sportlichen Abstieg (6:16 Siege) noch schlechter. Was haben wir für die kommende Spielzeit zu erwarten?
- Patrick Unger: Wir hatten vorige Saison eine Situation, die ich nicht haben wollte, nämlich keine kontinuierliche Arbeit [was den Kader betrifft]. Wir haben gesehen, dass man nicht alles voraussehen beziehungsweise planen kann, zum Beispiel Verletzungen. Und es war nicht alles schlecht. Wir hatten viele knappe Spiele, aber oft nicht die richtige Spielerin, die im richtigen Moment Verantwortung übernimmt. Jetzt haben wir noch einen größeren Umbruch. Aber wir haben in der Zusammenstellung des Teams einiges geändert.
Was genau?
- Patrick Unger: Aus sportlicher Sicht haben wir bei der Kaderzusammenstellung ein bisschen Geschwindigkeit gegen mehr Körpergröße eingetauscht. Auch ein zuverlässiger Wurf von außen war uns sehr wichtig. Wir werfen jetzt schon viel mehr, als sonst, und binden das auch ins Konditionstraining ein.
Und von der Herangehensweise?
- Patrick Unger: Wir wollen es taktisch etwas weniger kompliziert machen. Es gibt ein bisschen mehr Verantwortung für die Spielerinnen innerhalb einer Struktur, die wir vorgeben. In der Defense wird es ein bisschen unkonventioneller, entgegen dem Trend. Aber das wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Insgesamt wollen wir die Spielerinnen mehr mitnehmen. Deshalb war es uns wichtig, Leute zu finden, die uns Trainern auch mal Rückmeldung geben und sagen, was sie denken. Und ich selbst bin ein bisschen ruhiger geworden.
Wie ist dein bisheriger Eindruck von deinem Team, in dem 9 der 13 Spielerinnen neu im Verein sind?
- Patrick Unger: Die Stimmung ist schon eine andere als in den vergangenen zwei Jahren, auf positive Art. Auch wenn die auch nicht schlecht war. Aber ich glaube, dass jetzt auf ganz natürliche Weise eine Bindung entsteht. Man hat das Gefühl, man kennt sich schon länger, als es der Fall ist. Wir vom Betreuer-Team versuchen das auch zu forcieren, um eine gute Stimmung auf dem Feld zu hinzbekommen. Zu zeigen, dass es wichtig ist, alles zusammen zu machen und nicht allein. Das soll uns das Extra-Level an Energie geben, dass du brauchst, wenn du im Spiel Fehler wieder gut machen willst.
Und sportlich?
- Patrick Unger: Ich glaube, dass wir die Puzzleteile haben, die in der Lage sind, den Ball dahinzubekommen, wo wir ihn hinhaben wollen, und in dann in den Korb reinzubefördern. Und um es dem Gegner schwer zu machen, gegen uns zu scoren. Wir kommen schnell voran, aber wir werden die Themen so lange behandeln, bis es sitzt. Was die Spielerinnen eint: Alle sind nicht am Ende ihrer Entwicklung, das passt zu uns Trainern und zu diesem Programm in Marburg. Es ist auch gut, dass sich die jungen deutschen Spielerinnen wirklich an den erfahrenen Ausländerinnen orientieren können.
Standardfrage: Was sind eure Ziele für die Saison?
- Patrick Unger: Wir werden nicht über Ziele reden. Wir wollen unsere Arbeit machen und werden dann hoffentlich Ergebnisse sehen. Auch wenn nach dieser Saison niemand absteigen kann, haben wir natürlich einen gewissen Druck, eine bessere Saison zu spielen als die letzten beiden. Das erwarten Fans, Vorstand und Sponsoren von uns. Aber das ist normal im Profisport, und dem setzen wir uns aus.
Vorhin haben du und eine Spielerin über Wassereis gesprochen. Was hat es damit auf sich?
- Patrick Unger: Ich habe im Urlaub mein Lieblingswassereis aus der Kindheit wiederentdeckt. Und Sarah [Lückenotte] hat neulich ein richtig geiles italienisches Wassereis mit Training ins mitgebracht – für das Betreuer-Team zur Nervenberuhigung. Hailey [Leidel] wollte eins abhaben. Und seitdem wollen alle immer Wassereis haben. Jetzt haben wir mal eine große Packung geholt und ins Eisfach in der Kabine gelegt.
Weitere öffentliche Testspiele:
- 07./08.09.: Turnier in Lüttich (Belgien): Freitag: 18 Uhr: Amon Jeugd Gentson (BEL) – T71 Diddeleng (LUX) / 20.15 Uhr. Panthers Liege (BEL) – BC Pharmaserv Marburg. // Sonntag: 14.30 Uhr: Spiel um Platz 3; 16.45 Uhr: Finale.
- 15.09., 16 Uhr in Nördlingen gegen Eigner Angels Nördlingen.
(von Marcus Richter)