Sommerinterview mit Oliver Pohland, Teil 1

BC-Präsident Oliver Pohland verrät sein Hauptziel für die kommende Saison. Foto: J. Laackman / PSL

Ohne großes Team geht es nicht

Was macht eigentlich unser Vereinsvorstand während der spielfreien Zeit? Wie läuft die Arbeit im Führungsgremium des einzigen hessischen Erstligisten im Damen-Basketball, und was gibt es für Hürden zu meistern? Das verrät Oliver Pohland, Präsident des BC Marburg, im ersten Teil des Sommerinterviews.

Wie verbringst Du eigentlich den Sommer, und freust Du Dich schon auf die neue Saison?
Präsident: Ich arbeite ganz normal in meinem Beruf, bereite mit meinen Vorstandskollegen die neue Saison des BC vor, und wenn noch Zeit bleibt, arbeite ich in meinem leider etwas zu groß geratenem Garten – wobei Letzteres immer zu kurz kommt. Ehrenamtliche Gärtner sind daher gerne willkommen… 😉 Urlaub gibt es erst im Spätsommer. Auf die Saison freue ich mich aber total, zumal dann endlich wieder gespielt wird, aber im Moment brauchen wir die sportliche Pause, da es noch viel zu tun gibt für 2019/2020.

Was genau gibt es denn für Dich in der Sommerpause zu tun?
Präsident: Nicht nur für mich – die Vorbereitungen betreffen ja den gesamten Vorstand, unsere Trainer, Spielerinnen und Spieler sowie auch Eltern. Wir bereiten ja nicht ausschließlich die Bundesligasaison vor, sondern auch die für unseren ideellen Bereich mit mehr als 25 Mannschaften, darunter auch viele Herrenmannschaften. Es gibt jede Menge Sponsorenmeetings, Gespräche mit Trainern, Spielerinnen, Spielern, Agenten und Eltern, Vorstandsmeetings, die tägliche Routine der Verwaltung und Organisation im Hintergrund, Terminplanungen und immer wieder Telefonate, Whats-App und E-Mail-Nachrichten. Ohne ein großes Team und viele fleißige Helfer im Hintergrund ist das alles nicht im Ansatz leistbar.

Was die leisten, ist unvorstellbar

Wer genau gehört denn zu diesem Team?
Präsident: In erster Linie Christine Hellkötter und Björn Backes. Jeder könnte theoretisch mal einige Zeit ausfallen und wir bekommen das kompensiert, aber wenn die beiden ausfallen, haben wir alle ein echtes Problem. Was da täglich neben Familie und Beruf geleistet wird, ist unvorstellbar, und mir persönlich wird es auch von außen viel zu wenig gewürdigt.

Jan Röllmann als Vizepräsident und Stefan Gnau als Sponsoringleiter gehören aber genauso zu einem engen Kreis derer, mit denen ich täglich im Austausch stehe, wie Samir Suliman, der als ehemaliger Trainer und Spieler ein enges Netzwerk zu unseren Trainern, Spielerinnen und Spielern pflegt und dessen menschliche und fachliche Einschätzungen mir sehr wichtig sind.

Dankbar bin ich genauso für die Unterstützung durch Andrea Suntheim-Pichler und Norbert Müller, die als Unternehmer eine Vielzahl an Kontakten für uns pflegen und wichtige Impulse im Marketing und Teambuilding geben. Und last but not least Hilde Rektorschek mit ihrem großen sozialen Herz für unsere „Handicaps“ sowie Frank Eifert und Uli Semler, die zwölf Stunden pro Bundesligaspieltag in der Halle mit unseren vielen Helferinnen und Helfern schwitzen. Zudem kommt noch Andrea Winterhoff, ohne deren zuverlässige, bedachte und loyale Arbeit in der Geschäftsstelle auch nichts laufen würde.

Der BC ist wie ein Uhrwerk

Das sind ganz schön viele Leute…?
Präsident: … und bei weitem nicht alle. Der BC ist wie ein Uhrwerk, da gibt es große und kleine Rädchen, Federn und Schrauben, und alles funktioniert nur, wenn jeder für sich und somit auch im Team funktioniert: Vorstand, Geschäftsstelle, Trainer, Spielerinnen, Spieler, Eltern, Schiedsrichter, Kampfgericht, Fanclub, Helferinnen, Helfer, Sponsoren und Dienstleister.

Gibt es da auch mal Reibungen?
Präsident: Ehrlich? Viel weniger als man denkt, und wenn, dann meist auf sehr sachlicher Ebene. Ich kenne keinen, der damit nicht gut umgehen kann. Ich selbst bin ja auch kein Freund von Lethargie in Harmonie. Insofern ist es gut, wenn wir uns auch mal widersprechen, andere Ideen und Schwerpunkte haben, uns gegenseitig antreiben und nicht immer alles gleich und dann auch gleich falsch sehen. Mir ist lieber, ich habe Widerspruch im Recht als Zustimmung im Unrecht.

Welche Ziele verfolgt der BC darüber hinaus?
Präsident: Ich sag es ganz offen und an dieser Stelle auch in aller Deutlichkeit: Das oberste sportliche Ziel des BC in dieser Saison ist der Aufstieg der zweiten Damenmannschaft aus der Regionalliga in die 2. Bundesliga. An diesem Ziel hat sich alles und jeder zu orientieren, und dafür brauchen wir „alle Mann an Bord“. Matthias Alver als erfahrener und ehrgeiziger Trainer ist dafür genau der richtige Mann, und das Team, das gerade entsteht, gibt allen Anlass zum Optimismus. Und wir werden nicht nur viel, sondern alles dafür tun – dass wir dieses Ziel erreichen.

Darüber hinaus möchten wir in der weiblichen U18-Bundesliga, WNBL, mit unserem neu geformten Team bestehen und optimalerweise mit der Damen-Oberliga-Mannschaft in die Regionalliga aufsteigen. Verdammt viele ehrgeizige Ziele in dieser Saison!

Mit Resignation zur Kenntnis genommen

Apropos 2. Bundesliga und WNBL… Es waren ja zuletzt bewegte Monate für Euch!
Präsident: Du sprichst die Beendigung der Kooperation an. Das stimmt, die letzten Monate waren sehr ereignis-, stress- und arbeitsreich. Aber auch diese sehr bewegte Zeit hat mir gezeigt, wie richtig und überfällig letztlich dieser Schritt war, auch wenn ich über viele Emotionen und Indiskretionen enttäuscht war. Hätten diese Frage alle Beteiligten sachlich und emotionslos abgearbeitet, wäre uns viel erspart geblieben, aber Emotionen sind nun mal das halbe Leben. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

Warum hat es denn mit der Wildcard für die 2. Bundesliga nicht geklappt aber dafür mit der WNBL?
Präsident: Weil es nicht klappen sollte! Ganz einfach. Weil die 2. DBBL, der DBB und auch Vereine und Personen aus der Region den BC Marburg einfach nicht in der Liga haben wollten. Wieder aus Emotionen und nicht aus sachlichen Gründen heraus. Die 2. Liga ist nicht vollständig, sie ist schwach und erscheint weitgehend unattraktiv für Sponsoren und Zuschauer. Aber sie kann es sich immer noch leisten, einen Leuchtturmverein des Damen-Basketballs durch glatten Rechtsbruch auszuschließen und anderen Vereinen eine Wildcard zu geben. Das haben wir an einem späten Punkt mit Resignation zur Kenntnis genommen, aber es spricht für mich Bände über die Eignung und Befähigung der Verantwortlichen. Hierzu wird der BC aber die passende sportliche Antwort geben!

Und machen wir uns doch auch nichts vor: Auch mit der Qualifikation zur WNBL hätte es nicht klappen sollen, wenn es nach einigen Verantwortlichen gegangen wäre. Ich empfehle im Zweifel dazu einen prüfenden Blick auf die Spielergebnisse und Punkteunterschiede unserer Mitbewerber. Aber unsere unglaubliche Truppe um die Trainer Mo Diar Bakerli und Lea Bähring hat wohl den wichtigsten sportlichen Kampf ihres jungen Lebens in der Quali gegen Düsseldorf und dann Hagen gewonnen. Unglaublich, dass das geklappt hat und ein erster Meilenstein der neuen Saison. Auch hier traten alle guten Charaktereigenschaften bei dieser jungen Mannschaft zu Tage, die ich gerade angesprochen habe. Auch was die Eltern dafür alles getan haben – unglaublich! Meinen ganz tiefen und ehrlichen Dank an dieser Stelle an jene, die verstanden haben, wie wichtig es war, dafür zu kämpfen und zu bestehen. Die haben jedenfalls alle noch einen gut bei mir.

  • Teil 2 des Sommerinterviews mit Oliver Pohland lest ihr am 3. August.

(von Marcus Richter)